Dank der zahlreichen Übernachtungsangebote in allen Preisklassen und der Nähe zu Kołobrzeg (Kolberg) gehört der Ort Ustronie Morskie (Henkenhagen) zu den meistbesuchten Badeorten der Ostsee. Im Hochsommer besuchen täglich bis zu 25 Tausend Gäste den kilometerlangen, feinsandigen Strand – da kann es auch mal ziemlich voll werden!
Dass der Ort nicht nur bei den Polen sehr beliebt ist merkt man an den vielen Autos mit ausländischen Kennzeichen und den unterschiedlichen Sprachen, die hier an jeder Ecke zu hören sind. Viele Familien aus Deutschland, Tschechen und den Niederlanden haben nun die polnische Ostsee als gute und preiswerte Alternative zu Spanien, Italien und Griechenland für sich entdeckt.
Vor einigen Jahren wurde in Ustronie Morskie ein 370 Gramm großer Bernstein an den Strand gespült und von einem vierjährigen Jungen gefunden. Sein Vater konnte sein Gluck kaum fassen, da der Bernstein damals auf ca. 6.000 Zloty (1.500 €) geschätzt wurde. Einen Bericht zu diesem besonderen Bernsteinfund gibt es immer noch online z.B. auf podroze.onet.pl.
Ich muss zugeben, dass ich anfangs über die Menge der Gäste etwas überrascht war und auch über die hohe Zahl derer, die nach Bernstein gesucht haben. Wenn man wie ich, seit vielen Jahren Bernstein sucht erkennt man die gleichgesinnten direkt an der Art ihrer Laufbewegung und der Aufmerksamkeit gegenüber angespülten Gegenständen, also dem Müll.
Und dennoch fand ich hier kleine Bernsteine direkt am ersten Urlaubstag. Dies war möglich, weil die meisten zu wenig Aufmerksamkeit dem Wasser, vor allem der Wasserströmung, gewidmet haben. Um Bernstein noch im Wasser zu finden muss man die Strömung des Wassers verstehen und nach natürlichen Störungen (Bernsteinfallen) Ausschau halten.
An Stellen, die für einen Badegast auf Grund der Verschmutzung ziemlich unattraktiv sind, ist der meiste Bernstein zu finden. Mit einem kleinen Kescher durchsuche ich hier das Material nach möglichen Schätzen. Dabei darf man sich von den Badegästen nicht als zu sehr verunsichern lassen, denn die meisten wissen nicht was man da tut und fragen auch nicht nach. Dementsprechend haben sie sich schnell eine eigene Meinung zu dem, was man da tut, gebildet.
Ich liebe es nach Bernstein zu suchen - und noch mehr welchen zu finden - bei jedem Wetter im Sommer wie im Winter, am Tag wie in der Nacht. Ich liebe die Einsamkeit am Strand kurz vor dem Sonnenaufgang, und den beeindruckenden Sternenhimmel in tiefster Nacht. Oft laufe ich alleine kilometerweit durch die Dunkelheit und finde nicht einen Bernstein doch begegne dabei Wildschweinen, Hirschen und Füchsen und erzähle darüber meiner Familie am Frühstücktisch. Die Bernsteinsuche macht zwar manchmal etwas müde, doch mich macht sie vor allem glücklich.