Elster-, Saale- und Weichsel-Kaltzeit und die Gletscher-Ausdehnung in Nord- und Osteuropa
In vielen Fachbüchern zum Thema Bernstein stößt man auf Begriffe wie Elster-, Saale- und Weichsel-Kaltzeit und damit verbundene Gletscher-Ausdehnung in Nord- und Osteuropa. Es wird vermutet, dass auf diese Weise auch große Mengen Bernstein transportiert wurden, vor allem dürfte die Elster-Kaltzeit (die älteste Kaltzeit, die auf etwa 400 bis 300 Tausend Jahre v. u. Z. datiert wird) einen Großteil davon transportiert haben.
Feuersteinlinie (auch als Bernsteinlinie bezeichnet) markiert die Gletschervorstöße
Wie weit diese Ausdehnung reichte können wir sogar noch heute, dank der sogenannten Feuersteinlinie (die in ihrem Verlauf, die jeweils maximalen Gletschervorstöße markiert), ziemlich genau ermitteln. Das bedeutet für uns, dass wir nur unsere Äcker nach Feuersteinen absuchen brauchen um festzustellen, wie weit die Gletscher vorgestoßen sind und ob hier womöglich auch mit Bernsteinfunden zu rechnen ist. In der Theorie dürfte damit, vor allem Nord- und Ostdeutschland voll von Bernstein sein :-). Dass es nicht nur theoretisch so ist, beweisen zahlreiche Funde, die bereits gemacht und dokumentiert wurden.
Spuren der Saale-Kaltzeit in Erkrath bei Düsseldorf
Da ich in Erkrath bei Düsseldorf lebe, muss ich mich mit der Saale-Kaltzeit (auch als Saale-Komplex bezeichnet, um 320.000 bis 130.000 Tausend Jahre v. u. Z.) zufrieden geben. Und weil ich von Grund auf optimistisch eingestellt bin durchstreife ich immer wieder die Äcker, Flüsse, Baggerseen, Sandgruben und Baustellen in meiner Nachbarschaft auf der Suche nach interessanten Beweisen der Kaltzeit und hoffe natürlich auch hier eines Tages Bernstein zu finden :-).
Lösskindel-Fund im Neandertal bei Erkrath als seltener Zeuge der Saale-Kaltzeit
Vor einiger Zeit bin ich auf diese Weise auf einen sehr formschönen und über 3 kg großen Zeugen der Saale-Kaltzeit gestoßen. Direkt im Neandertal bei Erkrath (der Fundstelle des Neandertalers) fand ich einen perfekt erhaltenen Lösskindel (Kalkkonkretion). Solche Steine bildeten sich nach dem Abschmelzen des Gletschers, im Gebiet der Vereisungen. Kohlendioxidhaltiges Wasser löste Kalk der Geschiebe auf, und dieser lagerte sich in kleinen Bodensenken und um Baumwurzel wieder ab, so entstanden die puppenförmigen „Gesichter“ :-). Die gehirnförmige Form und die vielen roten Linien rundum den Stein (als wären es Blutgefäße) schauen absolut einmalig aus.