In den Herbstferien haben sich meine Familie und ich einige Tage an der Ostsee gegönnt. In den ersten Tagen war es sehr stürmisch, doch der Sturm brachte nicht den erhofften Bernstein. Erst als der Wind schwächer wurde, konnte ich die ersten Fundstücke verzeichnen.
In der Nacht sollte der Wind von Nordost auf Süd drehen und ich war mir nicht sicher, ob es sich überhaupt lohnen würde, dafür extra aufzustehen. Ohne, dass der Wecker geklingelt hatte, wurde ich jedoch um ca. 2 Uhr wach. Ich brauchte einige Minuten, um Gründe zu finden, weshalb ich mitten in der Nacht das warme Bett verlassen sollte. Doch wie so oft ist man plötzlich fertig angezogen und verlässt so gut wie ungekämmt die mollig warme Stube.
Auf dem Weg zum Strand merkte ich bereits den Südwind im Rücken. In der Höhe herrschte jedoch noch der Nordostwind, der trockene nordsibirische Polarluft mit führte und für einen spektakulären Sternenhimmel sorgte. Alleine dieser Anblick entschädigte das frühe Aufstehen – hätte ich nur die Kamera dabei.
Ich erreichte den Strand und entdeckte mit der Taschenlampe einen Fuchs, der hier nach Futter gesucht haben muss und der sich schnell in den Wald verkroch. Der Südwind sorgte dafür, dass sich das Meer gut 20m weiter als üblich zurückzog. Ich tauschte die Taschenlampe gegen das UV-Licht und begann mit der Bernsteinsuche. Mit 6°C war es in dieser Nacht ziemlich kalt, doch ich befand mich bei dieser Windrichtung im Windschatten und hatte warme Kleidung an.
Immer wieder entdeckte ich 1-3mm kleine Bernsteine, die einzusammeln würde viel Zeit kosten und ich ließ sie liegen. Unter UV-Licht leuchteten sie wie kleine Leuchtkäfer, einfach nur herrlich. Sie stellten aber auch einen wichtigen Hinweis dar, dass die Strömung auch Bernstein mitführte und es ließ mich auf größere Fundstücke hoffen. Kurze Zeit später entdeckte ich auch die ersten Steine, nach denen es sich zu bücken lohnte :-).
Bei meiner Suche stieß ich auf ein großes Geschiebe der letzten Kaltzeit. Normalerweise halte ich mich an solchen Stellen nur kurz auf, doch diesmal legte das Meer so viel davon frei, dass ich neugierig wurde und hoffte, dass zwischen den Steinen auch der eine oder andere Bernstein liegen könnte.
In der Tat wurde ich schnell mit einem schönen Bernstein belohnt und nun bekam das Geschiebe meine volle Aufmerksamkeit. Ich hatte Glück und fand zwischen den Steinen weitere Bernsteine. Ganz unerwartet entdeckte ich einen faustgroßen Stein, auf dem ganz flach (zweidimensional) mehrere Bernsteine zu kleben schienen.
Ich nahm den Stein in die Hand und kratzte leicht an den Stellen, doch sie bewegten sich nicht. Nun wurde ich neugierig und holte meine Taschenlampe aus dem Rucksack. Ich sah mir den Stein im Normallicht an und hatte direkt das Foto aus dem Buch „Alles über Bernstein“ (Seite 26) vor Augen.
„Es müssen Bernsteine in Braunkohlesanden sein“, dachte ich nur noch und freute mich sehr über diesen Fund. Kurze Zeit später entdeckte ich auch noch einen zweiten Stein mit einem deutlich sichtbaren Bernsteineinschluss, dieser war jedoch nicht so gut erhalten wie der erste. Am Tag versuchte ich hier weitere Steine mit Einschlüssen zu finden, doch leider ohne Erfolg.
Der große Stein ist ca. 73x40x38mm und wiegt 260g. Hier befinden sich fünf Bernsteine, der größte davon ist ca. 11x7mm groß. Das Gestein ist rötlichbraun (es schaut etwas rostig/eisenhaltig aus), an einigen Stellen schwarz. Das letzte Foto zeigt den Bernstein unter UV-Licht.